sieht alt aus", sagte meine Tochter und berührte den schwarzen Stahl vorsichtig mit den Fingerspitzen. "Vielleicht aus seiner Armeezeit?"Ich zuckte mit den Schultern. "Ich will sie jedenfalls nicht mehr im Haus haben", sagte ich mit fester Stimme. "Aber dem Pfarrer können wir sie auch nicht geben.""Ich gebe sie Fabian", meinte meine Tochter. "Wir hatten vor kurzen einen Polizisten im Unterricht. Der war eigentlich ganz nett. Bestimmt haben wir irgendwo noch seine Karte. Der weiß bestimmt, wie wir das Ding loswerden, ohne Ärger zu bekommen."Ich nickte, und legte vorsichtig die Holzkiste zu den anderen Sachen, die wir nicht an die Pfarrei abgeben wollten.Als ich mich wieder umdrehte, hielt meine Tochter einen Schuhkarton auf den Knien. Jetzt lachte sie und grinste triumphierend."Ich habe noch etwas gefunden.""Was denn?", fragte ich neugierig.Chantal hob den Deckel an und ich sah, daß der Karton randvoll mit Bildern gefüllt war. Sofort lief es mir siedendheiß den Rücken hinunter, denn ich wußte, was für Bilder sich unter anderem darin befanden."Wenn ich dir das erlaube, dann bleibt das aber unter uns", sagte ich bestimmt.Meine Tochter schaute mich vorwurfsvoll an und nahm das erste Faltalbum heraus. Mit schlafwandlerischer Sicherheit hatte sie das herausgenommen, welches mir am peinlichsten war. Das erste Bild zeigte mich auf unserem Rasen liegend."Das war der erste Sommer in unserem eigenen Haus", sagte ich, und das Blut klopfte in meinen Schläfen."Hey", rief meine Tochter. ...
"Da drin bin ja ich!" Sie zeigte auf meinen nackten Kugelbauch, der in der Sonne glänzte.Plötzlich erinnerte ich mich an den Tag, als wäre es gestern gewesen. Mein Mann hatte eine neue Kamera gekauft, weil er jeden Tag der Kinder festhalten wollte. Es war heiß an diesem Tag, als er mich aufforderte, mit ihm in den Garten zu kommen. Mein Mann hatte eine Decke ausgebreitet und zog mich liebevoll aus. Dann ölte er mich ein, bis ich wie eine Speckschwarte glänzte. Wie viele Filme er an diesem Tag verschoß, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich noch an die Gefühle, die ich damals empfand. Es war grenzenloses Glück. Einfach nur unbeschreibliches Glück, den wundervollsten Mann der Welt als Ehemann zu haben, und wenn mir auch die Kleinen in meinem Bauch das Leben ganz schön schwer machten, ich genoß jede Minute meines Lebens aus vollem Herzen."Du warst damals ja auch rasiert", stellte meine Tochter grinsend fest und stupste mich liebevoll an den Arm."Glaubst du etwa, deine Generation hätte das erfunden?", tat ich beleidigt."Aber Mama!"Meine Tochter blätterte weiter, aber ich nahm ihr das Album aus der Hand, legte es zurück in den Karton und brachte ihn rüber in mein Zimmer. Chantal meckerte noch rum, als ich wieder zurückkam."Später mal", sagte ich und machte mich über Papas Nachttischen her, während Chantal wieder auf den Hocker stieg, und nach neuen Unsäglichkeiten suchte.Wir saßen am Abendbrottisch und unterhielten uns. Fabian hatte mein Rad repariert, und Patrick war es doch ...