betrachtete den Fleck in seiner Boxershorts. "Ich geh mich mal frisch machen", lachte er und stand auf. Bis zum allerletzten Moment, in dem er in ihrer Reichweite war, hielt Leonie seine Hand. Den Geschwistern stand eine harte Prüfung bevor: Drei Tage später brach Flo für eineinhalb Wochen auf Stufenfahrt nach Prag auf. Sie versuchten, sich schon in der Nacht zuvor gebührend voneinander zu verabschieden, konnten aber nicht widerstehen, sich direkt vor Flos Abreise noch einmal heimlich auf dem Schulklo zu treffen. Obwohl außer ihnen niemand dort war, versteckten sie sich sicherheitshalber in einer der Kabinen, in der sie sich nun in den Armen lagen. Leonie versuchte, nicht zu weinen. "Ich will nicht, dass du so lange weg bist", schluchzte sie. "Eineinhalb Wochen sind nicht lang", beruhigte Flo sie, "in zwei Wochen weißt du schon gar nicht mehr, dass ich überhaupt weg war." "Trotzdem...", wimmerte sie weiter, "was ist, wenn dir was passiert? Ich will mitkommen!" Flo lachte. "Ich würde dich auch mitnehmen. Aber du hast mit meiner Stufe nichts zu tun." Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, sah ihr eindringlich in die Augen und redete auf sie ein: "Mir wird nichts passieren, klar? Und wenn ich wiederkomme, ist es nicht mehr lange bis zu den Ferien, in denen wir zusammen wegfahren. Nur wir beide ganz alleine. Wenn du mich zu stark vermisst, denk daran und freu dich drauf. Dann überstehst du die paar Tage ganz locker." "Okay." Leonie versuchte, tapfer zu sein und drückte ihren Bruder ...
ein weiteres Mal ganz fest an sich. "Ich muss jetzt los", stellte er fest und küsste sie auf die Wange. "Grüß Mama und Papa." Als er vor der Ausgangstür stand, winkten sie sich kurz zu, bevor er hinaustrat. Nachdem die Tür schon wieder zugefallen war, flüsterte Leonie: "Ich liebe dich." Am Abend versuchte sie gar nicht erst, in ihrem eigenen Zimmer zu bleiben, sondern legte sich direkt in Flos Bett. Sie schnappte sich einen getragenen Pulli, den er auf seinem Schreibtischstuhl hinterlassen hatte und vergrub ihre Nase darin. Als sie gerade den Gedanken fasste, dass sie die Abwesenheit ihres geliebten Bruders so vielleicht überstehen würde, hörte sie ihr Handy auf dem Nachtschränkchen vibrieren. Es war eine Nachricht von Flo: "Wir sind gut angekommen. Ich vermisse dich. Aber wir sehen uns schon bald wieder. Wollte dir nur sagen, dass ich an dich denke. Gute Nacht, meine Kleine." Leonie kuschelte sich an den Pulli und machte ein Selfie. Das schickte sie ihm mit den Worten: "Ich vermisse dich auch. Aber nicht so schlimm, ich hab Ersatz gefunden. Der riecht genau so wie du, quatscht aber nicht so viel. Ich denk an dich und wünsche dir viel Spaß, mein Süßer." Danach fiel es ihr leichter als gedacht, ohne Flo einzuschlafen. Das Gästehaus in Prag, in dem Flo mit seiner Stufe untergebracht war, war von einer Grünanlage umgeben. Das Wetter war gut und die Zimmer ein wenig zu eng zum Daueraufenthalt, sodass die Schüler jede freie Minute draußen verbrachten. Flo lag mit Kati und ein paar ...