ihrem Gesicht etwas von der Eckigkeit zu nehmen, was dann dazu führte, dass sie sich ständig in irgendwelchen spiegelnden Oberflächen anstaunte. Wir liefen eine Viertelstunde von der Hütte hinunter zu dem Schuppen an der Straße, in dem unser Auto parkte. Es war zwar "mein" Hochzeitsgeschenk, aber wir Frauen ließen uns doch lieber vom Herrn der Schöpfung chauffieren. Zudem der auch besser wusste, wo der kleine Flugplatz lag, der unser Ziel war. Ich zweifelte schon sehr daran, dass der Rundflug über den Berchtesgadener Talkessel für drei Personen genauso viel kostete wie für zwei. Doch wenn es Lisa beruhigte, wollte ich ihm mal glauben. Ich lehnte mich in den Sitz zurück, und sie legte ihren Kopf an meine Schulter. Irgendwann begann ich ganz in Gedanken über ihr Haar zu streicheln. Sie schnurrte. "Gefällt dir das, Kleine?", fragte ich "Mmmm." "Dass wir dich 'Kleine' nennen ..." "Das macht mir nichts aus." "Doch, tut es, wenigstens ein bisschen. Du willst als erwachsene Frau behandelt werden." "Schon, doch nach allem, was ich mir in meinem Leben habe anhören müssen, ist das ein gewaltiger Fortschritt." "Es soll wirklich nicht herablassend klingen. Du bist nun mal jünger als wir beide. Für mich bist du wie die kleine Schwester, die ich nie hatte." "Oh! Darf ich das wirklich sein? Deine kleine Schwester, die sich an deiner Schulter auch mal ausheulen darf?" "Ach Lisa! Das darfst du. Immer!" Ich warf meine Arme um sie und drückte sie an mich. "Mal was ganz Anderes", brummte Frank ...
über seine Schulter und musterte uns im Rückspiegel. "Nur aus Interesse. Wie heißt du eigentlich?" "Jetzt dürft ihr aber nicht lachen." "Mädchen", sagte ich und drückte sie nochmal. "Wenn wir lachen, dann weil dein Name lustig ist, den du dir nicht ausgesucht hast. Wir lachen nicht über dich, sondern deinen Namen. Das ist ein gewaltiger Unterschied." "Oh!" Sie blickte mich groß an. "Okay. Ich habe euch von dem Krankenhaus in Münster erzählt. Ich wurde dort am achtundzwanzigsten Juli abgegeben. Einem Freitag. Also haben sie mich Innozenz Freitag genannt." Innozenz -- der Unschuldige. Es war unvermeidlich. Ich fing an zu glucksen. Dann Frank, und zuletzt stimmte auch Lisa ein. "Ich ...", keuchte ich, als ich wieder Luft bekam. "Ich habe ein Buch zu Hause, das musst du lesen. Über eine Frau, die auch 'Freitag' heißt. Die ist von Beruf Auftragsmörderin." "O ja, bitte." "Also bist du jetzt 'Elisabeth Freitag'? Klingt doch gar nicht übel. Und wie bist du auf den Vornamen gekommen?" "Eine von den Schwestern im Waisenhaus. Diejenige, die sich wenigstens ab und zu um mich kümmerte." * * * Der Pilot begrüßte uns zünftig mit "Grüß Gott", und hielt Lisa als Erstes eine Baseballkappe hin. "Fier die scheena Hoar", sagte er bewundernd. Der Rundflug war galaktisch. Vor allem, weil wir uns zu dritt auf die schmale Bank quetschen mussten. Frank, der schwerste, in der Mitte, und wir anderen beiden so dicht an ihn gedrückt, dass ich seine Hitze fühlen konnte. Ich wusste nicht, wie Lisa auf so ...