uns etwas in Ruhe zu lassen. Melanie hatte kurz mit Charlie, Pia und Ralf, ihrem Trainer, telefoniert und die Mädels über den aktuellen Sachstand informiert; selbstredend aber die zu Grunde liegende Ursache aussparend. Während des Essens kam kein größeres Gespräch zu Stande. Wir hingen einfach so unseren Gedanken nach. Aber das Essen war wirklich sehr, sehr lecker. Meine Mutter hatte einen Schweineschulterbraten mit Serviettenknödeln und Schwarzwurzelgemüse gekocht und die große Karaffe mit dem Eistee war in Rekordzeit geleert. Solchermaßen gestärkt zogen wir uns schnell und routiniert aus, Melanie griff schnell nach ein paar Handtüchern (Handtücher und Bademäntel waren auch schon gewaschen und ergänzt; meine Mutter war wirklich eine „Bank"). Ich stellte etwas ruhige klassische Musik ein; Chopin, ein paar Nocturnes, verspielt und ruhig vor sich hin plätschernd. Etwas Wasser in den Aufgusseimer, einen tüchtigen Schuss reinätherischen Orangenöls und da ich bei dem Öl gerade auch die Flasche mit dem Honig stehen sah, nahm ich den Honig auch direkt mit, in die Sauna. Melli erwartete mich schon; sie hatte mein Handtuch direkt neben sich gelegt. Die Sauna war mit 80 Grad nicht allzu heiß angesteuert. Ich gab ein paar Kellen mit dem verdünnten Orangenöl auf die heißen Steine - es zischte - und sofort breitete sich ein warmer milder und sehr fruchtiger Duft nach frischem Orangenhain in der Sauna aus. Ich wedelte nicht. Der Stress begann sich mit der ersten Kelle bei mir zu lösen. ...
Das war wie ein Ritual. Melli sah mich an und schlug locker mit ihrer linken Hand neben sich auf mein Handtuch, um mir (wie heute Morgen) verstehen zu geben, dass ich mich setzen sollte. Ich sah es ihr an. Irgendwas beschäftigte sie; arbeitete in ihr, nagte und quälte sie. „Miriam geht es schon wieder etwas besser. Sie wird bald wieder auf dem Damm sein. Es war wohl heute alles ein wenig viel für Dich. Ich bin auch ziemlich platt", leitete ich das Gespräch ein. „Paps, das ist es nicht allein. Ich hab das Gefühl, als sei ich auch zum großen Teil mit schuld daran. Miriam sollte eigentlich, wie immer, bei mir schlafen und nicht auf der Couch. Gut, sie merkte ihre Tage kamen und wollte mich nachts nicht stören, aber hätte ich nicht bei dir geschlafen und schlafen wollen", sie unterbrach sich einen Moment. „Ich hätte ihr widersprochen und es ihr ausgeredet, wenn ich nicht gestern Abend vorgehabt hätte zu dir zu kommen. Aber ich wollte ja zu dir und sie hätte doch sofort gemerkt, wenn ich nicht mehr ins Bett zurückgekommen wäre." Sie schluchzte unterdrückt auf. „Wäre sie heute Nacht bei mir gewesen, dann hätte ich es doch frühzeitig gemerkt; dass es ihr nicht gut geht. Und es wäre gar nicht erst so weit gekommen. Ich fühle mich gerade so richtig schuldig und habe Miriam gegenüber ein total schlechtes Gewissen." Jetzt wurde mir so Einiges klar. Sie machte sich für das, was heute Morgen passiert war mitverantwortlich! „Melli, du darfst alles, nur darfst du dir deswegen keine Vorwürfe ...