ausziehe." Anne und Tina kannten sich seit gut einem Jahr. Sie hatten sich gemeinsam zu dem Zeichenkurs angemeldet. Sophie und Dennis hatten sie beim Kurs kennengelernt. Im Laufe der Zeit hatten sich die vier angefreundet und unternahmen gelegentlich etwas gemeinsam nach den Zeichenstunden. So eng war ihre Freundschaft allerdings nicht, als dass man annehmen konnte, dass sich einer von ihnen vor den anderen entblößen würde. „Und wo sollen wir das machen ...?", erkundigte sich Sophie. „Frau Fischer hat den Kunstraum längst abgeschlossen." „Wir können zu mir gehen", schlug Anne vor. „Cool", fiel Dennis ein. Tina bewunderte den Mut ihrer Freundin, hatte aber noch Fragen. „Ich finde es ja toll, dass du mir helfen willst ... Aber hast du dir das auch gut überlegt?" Sie nickte mit dem Kopf in Dennis Richtung und behielt den Blickkontakt zu Anne bei. Dennis bekam die Geste mit, zog es aber vor zu schweigen. „Wir haben das letzte Mal eine junge Frau gezeichnet. Die war auch nackt und Dennis ist nicht über sie hergefallen", stellte Anne fest. Sie wandte sich an den Mann in ihrer Runde und fragte: „Du versprichst doch, dass du dich beherrschen wirst, wenn ich mich nackig mache, oder?" „Ja, sicher ... Ich besuche den Kurs ja auch nicht, weil ich nackte Frauen angaffen will." „Nicht?", zog Tina ihn auf. Dennis reagierte mit einem fiesen Blick, dann war der Ärger verraucht. „Also gut. Wir gehen zu mir und halten eine private Aktzeichenstunde ab", stellte Anne fest und marschierte ...
selbstbewusst davon. Sie bewirtete ihre Gäste in ihrer kleinen zweieinhalb Zimmer Wohnung, die gemütlich eingerichtet war. Man konnte das Händchen einer Frau bei der Auswahl der Accessoires erkennen. Sie hatten sich unterwegs eine Riesenpizza besorgt und verzehrten sie zu kühlen Getränken. Anne und Tina hielten sich an Wein, Dennis bat um ein Bier. Sophie wollte einen klaren Kopf behalten und entschied sich für Wasser. Die beiden Freundinnen leerten die Flasche, und da Tina der Meinung war, dass Anne sich mehr Mut antrinken müsste, folgte eine kleine Flasche Sekt. Gegen halb zehn hatten sie den Tisch abgeräumt und gemeinsam den Abwasch erledigt. Das Wohnzimmer wurde durchgelüftet und überflüssiger Kram zur Seite gestellt. Ein Tisch und ein Sessel wurden aus dem Raum geschoben. Tina, Sophie und Dennis machten es sich auf der Couch gemütlich, mit Blickrichtung auf einen weichen Teppich, auf dem sich das Model, also Anne, rekeln sollte. Alle Beteiligten spürten eine besondere Anspannung wegen des bevorstehenden Moments. Wer wollte es ihnen verdenken? Sich im Unterrichtsraum aufzuhalten und einen nackten Körper zu zeichnen stellte etwas halbwegs Professionelles und Seriöses dar. Es war kein Raum für erotische Ambitionen gegeben und die Teilnehmer der Zeichenrunde konzentrierten sich so sehr auf ihre Arbeit, dass für sündige Gedanken kein Spielraum blieb. Unter sich und in Annes privaten Räumen würde sich zeigen, ob die coole Fassade aufrechterhalten werden konnte. Anne zog sich in ihr ...