Copyright by swriter April 2014 „Es tut mir leid, aber unser Model für heute Abend hat sich leider gerade mit einer Magen-Darm-Grippe abgemeldet. So kurzfristig konnte ich keinen Ersatz beschaffen ... Ich fürchte, die Zeichenstunde muss für heute ausfallen", erklärte Frau Fischer, die Leiterin des Zeichenkurses. Allgemeines Gemurmel folgte als Reaktion. Die Stühle im Unterrichtsraum an der Freien Kunstschule waren zur Hälfte besetzt. Die zeichenwilligen Hobbykünstler, die sich für den Aktzeichenkurs für Anfänger angemeldet hatten, reagierten alles andere als positiv auf den Ausfall der Stunde. Die ersten Enttäuschten hatten sich auf den Heimweg gemacht. Einige Teilnehmer standen noch beisammen und machten ihrem Ärger Luft. Besonders die 23-jährige Tina zeigte sich unzufrieden. „So ein Mist ... Ich habe schon die letzten beiden Stunden verpasst. Wie soll ich so die Abschlussprüfung bestehen?" Jeder Teilnehmer hatte gegen Ende des Kurses eine Zeichnung abzugeben, die durch Frau Fischer bewertet wurde. Niemand wollte sich freiwillig ein mittelmäßiges Zeugnis über seine künstlerische Arbeit ausstellen lassen. „Es ist nun mal so", kommentierte Sophie, die mit ihren 18 Jahren die Jüngste im Kurs war. „Ist doch nicht weiter schlimm. Die Stunde wird doch sicherlich nachgeholt", meinte Dennis, einer der wenigen männlichen Teilnehmer des Zeichenkurses. „Außerdem haben wir jetzt Zeit für etwas anderes." Anne hatte sich die Kommentare ihrer Mitstreiter angehört und bislang ...
geschwiegen. Jetzt meldete sie sich zu Wort. „Vielleicht gibt es eine Alternative." „Was denn für eine Alternative?", zeigte sich Tina skeptisch. Die 22-Jährige zog die Schultern hoch und erklärte: „Wenn wir unbedingt zeichnen wollen, müssen wir eben improvisieren." „Du hast doch gehört, dass die Fischer keinen Ersatz auftreiben konnte", rief Sophie ihr in Erinnerung. Anne warf ihr einen genervt wirkenden Blick zu. „Was braucht man denn zum Aktzeichnen? Künstler, einen Bleistift, eine Leinwand und einen nackten Körper ... Wir haben doch alles hier." Die anderen sahen sie irritiert an. „Jetzt seht mich nicht so an. Wir brauchen doch nur jemanden, der sich auszieht und als Model fungiert." Dennis und die beiden Frauen an seiner Seite sahen Anne an, als hätte sie gerade das elfte Gebot verkündet. „Und das Model soll aus unserem Kreis kommen?", fragte Sophie skeptisch nach. „Das Model muss doch nicht viel machen. Einfach nur still sitzen. Das dürfte doch wohl nicht schwer sein", verteidigte Anne ihren Vorschlag. „Abgesehen davon, dass das Model nackt sein muss", warf Dennis ein. „Na und?", zeigte sich Anne unbeeindruckt. „Stellst du dich etwa freiwillig zur Verfügung?", wagte sich Tina vor. Anne hielt den neugierigen Blicken der anderen stand. „Warum nicht?" „Echt jetzt?", zeigte sich Dennis überrascht. Anne zog erneut die Schultern hoch. „Ich gehe regelmäßig in die Sauna und FKK-Urlaub habe ich auch schon mal gemacht ... So schlimm wird das schon nicht werden, wenn ich mich vor euch ...