nicht? Von der gesparten Miete konnte ich mir einen schönen Urlaub oder jede Menge Schuhe gönnen.Ich öffnete die Tür und musste mir ein Grinsen verkneifen, als sich Tina vorstellte. Vom Typ erinnerte sie mich sofort an Karo. Flippig, etwas kleiner als ich, schlank. Ihr kurzes Haar unterstützte den frechen, burschikosen Eindruck. So hatte ich Karo in meinem ersten Semester kennengelernt. Es war keine neun Jahre her. Damals war ich selbst so ein dürres Dinge wie Karo gewesen, wenn auch an einigen Stellen kurviger.Karo sah noch immer aus wie früher. Bei mir hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Ich war femininer geworden. Als ich meinen Abschluss machte, scherzte Karo, ich wäre als Mädchen gekommen und als Frau gegangen. Eine Zeit lang fühlte ich mich wohl mit meinen Rundungen, doch dann geriet das Frauliche nach meiner Trennung von Tobias ins Üppige. Ich versank in Selbstmitleid und völligem Desinteresse an amourösen Abenteuern, stürzte mich wie eine Irre in meine gerade begonnene Promotion, bis ich eines Tages vor dem Spiegel stand und mit Schrecken bemerkte, dass ich begann wie meine Mutter auszusehen. Und die hatte immerhin drei Kinder auf die Welt gebracht.Ein rigoroses Sportprogramm drängte meinen Bauch auf ein kleines Bäuchlein zurück. So sehr ich mich auch dagegen anstemmte, weiter zurückdrängen ließ sich die Flut nicht. Der Grat zwischen üppig und mollig war so schmal, dass er kaum einen Ausrutscher verzieh, wenn man nicht auf der falschen Seite landen wollte. Es war ein ...