fragte Flo noch einmal nach. "Ich muss jetzt auflegen!" "Okay", schmollte sie, "ich hab dich auch sehr lieb." Sie verabschiedeten sich voneinander und Leonie stellte fest, dass im Laufe des Telefonats eine unerwartete Nachricht auf ihrem Handy eingegangen war: "Hey Leonie, wie geht es dir? Können wir reden? Liebe Grüße, Jonas." Einfach wurde das nicht. Aber es war das Mindeste, was sie für ihren besten Freund tun konnte. Also schrieb sie zurück: "Hey Jonas, mir geht es gut. Dir hoffentlich auch? Wir können uns gerne mal wieder treffen. Liebe Grüße, Leonie." Die Rückfahrt aus Prag im Zug fühlte sich für Flo nach der längsten Reise seines Lebens an, da er mit dem Moment, in dem er in den Zug eingestiegen war, kaum mehr erwarten konnte, zu Hause bei Leonie zu sein. Dass sie zu seiner Ankunftszeit am Freitagmorgen noch in der Schule sein würde, machte seine Ungeduld nicht besser. Er nahm sich fest vor, seine kleine Schwester von der Schule abzuholen und das ganze Wochenende mit ihr zu verbringen. Die einzige Ablenkung während dieser Rückreise waren Gespräche mit Kati, die mit seinem Schlafabteilnachbar getauscht hatte, um diesem und ihrer Abteilnachbarin ein paar schöne Stunden zu ermöglichen. "Freust du dich auf Leonie?", begann sie eines der Gespräche. "Ich kann es kaum abwarten, sie wiederzusehen", gab er zu. "Das geht ihr bestimmt genau so." Flo seufzte und wackelte unsicher mit dem Kopf. "Ich weiß nicht, wie sauer sie wirklich ist." "Wegen uns?", vermutete Kati richtig. ...
"Das legt sich, wenn du ihr alles erzählst. Und wenn nicht, kann ich auch noch mal mit ihr reden." "Danke", erwiderte Flo, der tatsächlich unsicher war, ob er darum herumkommen würde, dieses Angebot anzunehmen. "Wisst ihr eigentlich schon, wie es mit euch jetzt so weitergeht?", wollte Kati wissen. "Was meinst du?" "Als Paar. Als Geschwister. Wenn ihr wirklich richtig zusammen sein wollt, dann müsst ihr doch irgendwo hin, wo euch keiner kennt. Sonst habt ihr keine Chance." Nachdenklich ließ Flo seinen Blick wandern. "Nein", antwortete er dann, "das wissen wir nicht. Ich glaube, wir wollen uns auch gar keine Gedanken darüber machen. Es ist einfach wunderschön, wenn wir zusammen sind, wir genießen das von Tag zu Tag." Kati lächelte. "Das verstehe ich gut." Nach einer kurzen Pause fragte sie: "Hattet ihr eigentlich schon Sex?" Flo warf ihr einen irritierten Blick zu. "Was geht dich das an?" "Also nicht." Er seufzte. "Wir lassen uns Zeit." "Ihr seid sooo süß!", bewunderte Kati das ohne jede Häme. Leonies Treffen mit Jonas war anfangs etwas verkrampft verlaufen, doch dann hatten sie einen Weg gefunden, sich fast so locker miteinander zu unterhalten wie früher. Zum Abschied hatten sie sich geschworen, für immer beste Freunde zu bleiben. Dennoch war Leonie sich nicht sicher, welche Hoffnungen sich Jonas in seinem tiefsten Inneren vielleicht doch noch machte. Den ganzen Schultag lang ging ihr deshalb ein Gesprächsfetzen aus dem Treffen durch den Kopf, der möglicherweise zwei Probleme auf ...