müssen." Meine Mutter nickte. „Weiß man schon, ob es irgendwelche Ausfälle gibt?" „Nein Mutter, das kann man erst sagen, wenn sie wach geworden ist. Es ist aber wohl nicht ungewöhnlich, dass sie jetzt immer noch bewusstlos ist. Der Oberarzt Steiger meinte, dass seiner Erfahrung nach, mit nichts Gravierendem zu rechnen sei. So ein paar kleine, vorrübergehende Störungen wären seine Ansicht nach aber normal und könnten immer mal wieder auftreten." „So wie ich Melanie nach dem Unfall gesehen hatte, wusste ich schon, dass sie sich ziemlich schwer verletzt hatte. Als sie so bewusstlos dalag, war ich aber ehrlich gesagt auch sofort von schweren Kopfverletzungen ausgegangen. Es wird die nächsten Tage nicht einfach. Aber wir werden das alle mit Melanie zusammen schaffen, Roland." Meine Mutter legte ihre beiden Arme um unsere Nesthäkchen. „Melanie ist verdammt stark. Sie wird sich da durchbeißen und heute in einem Jahr, das sag ich dir jetzt Roland, steht die wieder auf dem Volleyballfeld und macht wieder ihre ersten Übungen." Zuversicht und Kraft. Das war es, was wir jetzt brauchten. Und meine Mutter vermittelte genau das. Dieses Gefühl von Aufbruch und Neuanfang. „Und wie geht es dir Roland?" Mein Vater war verblüffend einfühlsam. „Ehrlich gesagt fühle ich mich gerade müde und kaputt und irgendwie leer. Mir tut alles weh. Auch der Kopf." „Ich schlage vor, du isst und trinkst jetzt erst einmal eine Kleinigkeit und gehst dann noch einmal mit deiner Mutter auf die Intensivstation. ...
Dann seid ihr beide da, wenn Melli aufwacht und du hast auch jemanden bei dir. Ich bleibe mit den Pettersons und euch beiden", er schenkte meinen Kleinen ein warmes Lächeln, „noch eins, zwei Stündchen hier. Je nachdem, wie es Melanie dann geht, fahren wir dann -- sollte sie noch schlafen -- nach Hause. Und wenn sie aber unterdessen wachgeworden ist, können ja Achim und Sabine sie noch einmal mal kurz sehen." Das war eine sehr gute Idee von meinem Vater. Die beiden wären definitiv beruhigter, wenn sie Melanie wach sehen könnten und wenn sie dann auch noch fit genug wäre, kurz mit ihnen ein paar Worte zu wechseln... „Eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, ist wirklich sehr gut. Ich habe Hunger und bin völlig ausgedürstet." Mein Vater stand auf und holte mir ein paar Sachen für mich aus dem Bistroangebot, während ich mich endlich auf den von Frau Petterson dargebotenen Stuhl setzte. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich noch stand. Aber jetzt fiel die Last auf meinen Schultern langsam von mir ab. „Herr Unverdorben", setzte Frau Petterson an, „ich kann ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das alles für Melanie, für sie und ihre Familie tut. Wenn wir sie irgendwie unterstützen können, lassen sie uns das bitte wissen. Unser Hilfeersuchen wegen Miriam ist jetzt natürlich hinfällig geworden. Sie und ihre Familie werden mit Melanie schon mehr als genug zu tun haben." Ich blickte kurz auf. Herr Petterson sah seine Frau gerade entgeistert an. Er war also immer noch im Geist in seinem ...