kommen, das er gequält aufseufzend bekanntgab. Am Kamin lümmelte, die langen Beine übereinandergeschlagen, elegant und schlaksig sein Bruder Miguel in einem der tiefen Ledersessel und sah blasiert vor sich hin. Ihm gegenüber im anderen Sessel saß seine Frau Elena, von mir nach kurzer Bekanntschaft eingestuft in die Kategorie fader Schneegänse. Hübsch anzusehen im Vorbeiflog. Aber sonst nur zum Abschießen. Weil sie ihr volles platinblondes Haar mit einem kleinen Knoten nach rückwärts gestrafft trug und sich damit unansehnlich machte, selten sprach und ihr schmaler Mund ein Lächeln bestenfalls ahnen ließ. Und weil ihre porzellanblauen Augen blanke Scheiben waren, hinter denen alle Gemütsbewegungen an die Kette gelegt schienen. Wenn es solche überhaupt gab. Was ich sehr bezweifelte. Kein Wunder, dass mein lieber Schwager Affären hatte. Seit zwei Monaten erst war er als neuer Zweigstellenleiter einer Bank zugezogen, aber man munkelte schon davon. Und auch mir machte er, wenn er sich unbeobachtet fühlte, in unzweideutiger Weise den Hof. Vielleicht, weil er spürte, dass ich den schlanken Dreißiger mit der dunklen Haartolle und dem weichen Mund, der so aufreizend lächeln konnte, attraktiv fand. Attraktiver jedenfalls, als alle die Provinzbanausen hier. Und insgeheim fast anziehender als meinen eigenen Mann! Vielleicht auch, weil jenes verdammte Fluidum von mir ausging, von dem mir einer mal gesagt hat, es sei wie eine Giftwolke, in der ein Mann hilflos betäubt versinken könne. Dieses ...