einem One-Night-Stand kann man durchaus den Kerl davon abhalten, einem seine oralen Qualitäten beweisen zu wollen. Aber ich komme mir trotzdem immer so vor, als würde ich ein schmutziges Geheimnis hüten. Zu guter Letzt folgte ich Julias Rat — oder besser gesagt: Befehl — und meldete mich bei "Blind-Date.xyz" an, einem dieser Internet-Dating-Portale für verzweifelte Singles "in deiner Stadt", gab meine Hobbies und Vorlieben aller Welt kund und wartete darauf, dass die App auf meinem Smartphone mich mit dem passenden Kerl verkuppelte. Schon nach fünf Minuten ging es los. "Roberto" sei mein Traummann, meinte das Programm.Hä? Laut seinem Profil war er Mitte vierzig, hatte zwei Doktortitel und verdiente über hunderttausend im Jahr. Das Profilbild — Das stammte doch aus irgendeiner Werbung für Haargel! Das war doch nicht echt! Genauso wenig wie "Thomaso" und "Rudolfo". Hey, gab es da nur welche mit italienischen Vornamen? Alles Fake! Nur gut, dass man die Angebote mit einem einzigen Wisch ablehnen konnte. Nach zehn Minuten tat mir allerdings der Finger weh und mir wurde klar, dass das Geld für die Mitgliedschaft gerade am Verbrennen war. Doch plötzlich erstarrte mein Finger. "Alex" hatte kein Bild, kein Alter, keine Ausbildung und kein Jahreseinkommen angegeben. "Wenn das hier schon 'Blind-Date' heißt", schrieb er als Kommentar, "dann soll das auch gefälligst blind sein. Bist du abenteuerlustig genug, dich trotzdem mit mir zu treffen?" War ich natürlich nicht. Meine Fantasie fing ...