Tanzfläche führte, wo soeben die ersten Töne irgendeines ätzend kitschigen Lovesongs erklangen. Eins musste Salomée ihm neidlos zugestehen: Schauspielern konnte er. Aber gut, als stadtbekannter Weiberheld, der jedes Wochenende mit einer Anderen verbrachte, hatte er darin vermutlich auch eine ganze Menge Übung. Überrascht, welch erstaunlich praktische Wendung ihr Schicksal da gerade eingeschlagen hatte, huschte Salomée eilig aus dem überfüllten Saal -- bevor Hernanda überhaupt realisieren konnte, was hier gerade gespielt wurde -- und machte sich auf die Suche nach ihrem Bruder.* * * »Du Luder«, hauchte Leandro zwischen zwei wilden Küssen, »du durchtriebenes kleines Luder!« Salomée kicherte zur Antwort. Sie hatte ihre Hände in Leandros Haaren vergraben und sah ihm tief in seine Augen. Leandro erwiderte ihren Blick mit Inbrunst. Er konnte noch immer nicht ganz begreifen, was seine kleine Schwester da angerichtet hatte -- aber es war ihm auch reichlich gleichgültig. Vorhin hatte sie eine Nachricht an der Rezeption hinterlassen, wollte aber partout nicht damit herausrücken, an wen. Andererseits interessierte Leandro sich in diesem Moment mehr für den sinnlichen Körper seiner Schwester als für ihre schwer mysteriöse Geheimniskrämerei. »Lass uns endlich zum Strand gehen«, schlug er nicht zum ersten Mal innerhalb der letzten halbe Stunde vor, die Salomée schon auf seinem Schoß hockte, mit gespreizten Beinen und keckem Lächeln auf ihren tiefroten Lippen. Sie war vor einiger Zeit mit ...
erleichtertem Seufzer aus ihren hohen Schuhen geschlüpft. Nun lagen ihre nackten Füße warm an Leandros Waden. Ihre Hüften wiegten sich rhythmisch gegen sein Becken und ließen es in seinem Schritt begehrlich ziehen. Wie gern würde er sich gleich jetzt und hier in sie versenken, ohne jegliche Rücksicht auf etwaige Verluste ... Salomée, die nur zu genau wusste, was in ihrem Bruder vor sich ging, kicherte koboldhaft und nahm ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Dann nickte sie begeistert. Der Gedanke an Nacktbaden entlockte ihr ein vorfreudiges Quietschen. Sie hatte seit jeher ein nicht zu leugnendes Faible für dumme Ideen. Leandro hob seine jüngere Schwester mit Leichtigkeit auf, stellte sie sanft auf ihre nackten Füße und zog sie dann mit sich. Lachend stolperte sie ihm hinterher, hinaus aus dem Hotel und die langgezogene Auffahrt hinunter bis zur Straße. Es war nicht weit bis zum Strand. Kaum, dass Salomée den weichen Sand unter ihren Füßen spürte, atmete sie glücklich auf. Sie liebte dieses Gefühl, ihre Zehen im weichen Untergrund einzugraben, genauso wie sie das Meer und all seine schwimmenden, tauchenden und schwebenden Bewohner liebte. Alles in ihr drängte danach, kopfüber in die rauschenden Wellen einzutauchen, die sich wild am Angelsteg brachen und eilig bis zum hölzernen Strandkiosk ausliefen. Leandro beobachtete amüsiert, wie Salomée freudig auf die Brandung zuhielt und sich dabei ihres Seidenkleids entledigte. Lautlos flatterte der dünne Stoff davon. Nackt, wie sie nun ...