er wurde am Ende des Krieges von einem Haus erschlagen, als er anderen helfen wollte." Anna sah uns alle an. "Ihr seid Familie?" sie sah zu Oma "Du bist Tante Ursula? Und du Ulla?", was beide bestätigten. Auch Anna fing an zu heulen, "Mama wird sich freuen, sie war so alleine." "Wo ist deine Mama jetzt?", fragte ich. "Die Arbeitet noch bis sechs. Ihr kennt den Seifenladen an der Eichen-, Ecke Ahornstraße?" Den kannte ich, das waren ungefähr 30 Minuten zu Fuß oder, wenn man eine Fahrkarte hatte, zehn Minuten mit dem Bus. Ich sagte "Ich hole sie" und verschwand aus der Wohnung. Da ich wusste, dass die Frauen zusammenbleiben wollten, wartete ich auch nicht darauf, dass mir Mama oder Rike nachkommen würden. Und wusste nur nicht, wie ich mich meiner unbekannten Tante vorstellen sollte. Ich war kurz vor sechs vor dem Laden und ging rein, als eine Frau, die ein bisschen nach Oma und etwas nach Mama aussah, die Tür schließen wollte. Sie sah etwas geschafft aus und sah mich nicht sehr freundlich an. Ich sagte "Guten Tag, ich soll sie schön von Ursula und Tochter Ulla grüßen." Ich musste sie auffangen, denn sie wäre wohl zusammengebrochen. Dann schloss ich die Tür und führte sie zur Kasse. "Wer bist du?", fragte sie. "Ich bin der Sohn von Ulla." Sie sah mich länger an und sagte "Von Ulli?" "Ja" "Ulli liebte Ursula und mich, seitdem wir auf Wollin waren." "Wo meine Mutter gezeugt wurde." "Hat sie dir davon erzählt?" "Ja, mir und meiner Tante Ulrike." Ich sah, wie sie das nicht ...
verstand. "Kommst du mit? Anna ist auch bei uns, und Oma würde sich freuen, ihre Schwester wieder in den Armen zu halten." Sie nickte, schloss den Laden ab und hakte sich bei mir unter. Wir liefen nach Hause, Lena hatte es so eilig, dass man das nicht mehr mit gehen bezeichnen konnte. An einer Ecke, an der wir etwas länger warten mussten und wieder zu Atem kamen, fragte sie, noch etwas kurzatmig "Wie habt ihr uns gefunden?" "Anna ist heute in unsere Klasse gekommen, und sie sieht Rike so ähnlich, dass man sie für Zwillinge halten könnte." Lena sah mich an "Rike ist deine Tante Ulrike, und ihr geht in die gleiche Klasse?" "Ja, Rike ist zehn Minuten jünger als ich. Sie ist Omas zweiten Kind." Lena wollte noch was fragen, aber das wäre für die Straße zu schmerzhaft, so sagte ich noch "Den Rest erfährst du zu Hause." Als ich die Wohnungstür aufschloss schoss Oma zu uns und fiel Lena in die Arme. Ich schob die beiden in die Wohnung, und wir anderen sahen den beiden Schwestern erst einmal einige Zeit zu. Anna erzählte mir, was sie den anderen während der Zeit gesagt hatte. Der Seifenladen gehörte ihrer Mutter. Sie sagte, das sei, anders als man sich zuerst dachte, eine schwere Arbeit. Sie, Anna, hätte immer geholfen, besonders in den Ferien. Ihre Mutter hätte noch nie Ferien gehabt. Und sie hatte Angst, dass ihre Mutter sich zu Tode arbeiten würde. Jetzt, mit Familie und Hoffnung, wäre das sicher anders. Die beiden Schwestern lösten sich langsam wieder voneinander. Oma sagte "Anna, Lena", ...