1. Die Nachbarin


    Datum: 16.10.2017, Kategorien: 1 auf 1, Autor: testsiegerin

    sich über die Lippen. "Das war ganz, ganz köstlich, meine Dame." Sie steht auf, räumt das Geschirr zusammen. Er folgt ihr in die Küche. Sie steht leicht gebückt vor der Spülmaschine, reckt ihm zum zweiten Mal heute ihren Hintern entgegen, der Rock zum Zerreißen gespannt. Er fragt sich, warum er sich heute keinen runtergeholt hat. Eine rote Haarsträhne hängt ihr in der Stirn, als sie ihn von unten ansieht und sein Geschirr entgegennimmt. Ihr Mund ist leicht geöffnet. Er möchte ihn küssen. Und noch viel mehr. Der Augenblick verfliegt. "Nehmen wir den Kaffee im Wohnzimmer?" "Gerne." Die Garnitur sieht aus wie aus der Jahrhundertwende. Braunes, altes Leder, vermutlich auf antik getrimmt und vermutlich sauteuer. Ein breites Sofa, an beiden Enden jeweils der dazugehörige Sessel. Er setzt sich in die Mitte des Sofas. "Sie haben guten Geschmack", er streichelt mit beiden Händen über das glatte Leder. "Danke. Darüber lasse ich auch nicht mit mir streiten." Sie stellt zwei hohe Gläser auf den Tisch. "Oh, lecker", entfährt es ihm, "ich liebe Latte." Sie schauen sich eine Sekunde lang an, dann prusten sie los. Sie setzt sich in einen der Sessel, lehnt sich zurück und pustet in ihren Macchiato. "Wissen Sie was", sagt sie leise und schaut ihm in die Augen, "ich auch. Haben Sie eine Frau oder eine Freundin?" "Warum?" Mutig legt er seine Hand auf ihren warmen Oberschenkel. Sie lässt ihn gewähren. "Nur so. Prinzipien. Haben Sie auch Prinzipien?" "Nein", sagt er. "Kann ich mir nicht ...
     leisten. Ich komm mit meinem Einkommen grad so über die Runden." "Sie wissen gar nicht, wie reich Sie sind", sagt sie. "Reich an Witz und Geist. Diese Eigenschaften bei Männern sind vom Aussterben bedroht und stehen unter Naturschutz." Er grinst ein wenig überheblich und schaut nach unten. "Ich hab noch mehr zu bieten." "Nämlich?" "Schnitt", sagt er, nimmt die Hand von ihrem Oberschenkel und steht abrupt auf. Er hält die ausgetreckte rechte Hand auf die Finger der linken. Timeout bedeutet diese Geste, das weiß sie aus ihrer Zeit als Handballerin. Er steht auf, geht zum Fenster und schaut hinaus. Sie kennt sich überhaupt nicht aus. Hat sie etwas Falsches gesagt oder gar getan? Hat er sich geschnitten, während er nervös mit dem Steakmesser gespielt hat. Was ist los? "Schnitt? Sind Sie Regisseur?" Sie versucht so souverän wie möglich zu wirken. In Wahrheit ist sie verunsichert und weiß nicht, wie sie mit der Situation umgehen soll. Mit einem Mann, den sie nur vom Sehen aus dem Stiegenhaus kennt, mit dem sie sich gerade eben noch angeregt unterhalten hat und der sie sehr erregt. "Wäre ich Regisseur, hätte ich vermutlich ein Drehbuch, eine Ahnung vom Film, der gedreht wird und die Situation im Griff. In Wahrheit hab ich keine Ahnung, was hier gespielt wird. Ob Sie mit mir spielen", sagt er leiser. Er schaut sie nicht an, während er das sagt, sondern starrt angestrengt auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses, als würde er darauf warten, dass die Lösung seines Problems gleich aus dem ...
«12...456...10»