1. Die Nachbarin


    Datum: 16.10.2017, Kategorien: 1 auf 1, Autor: testsiegerin

    Rauchfang steigen würde. "Männer." Sie trägt die Kaffeetassen in die Küche. "Glauben, immer alles im Griff haben zu müssen. Dabei macht es sie viel sympathischer, wenn sie Schwächen zugeben können." Sie wischt sich die Hände in der Schürze ab und tritt von hinten auf ihn zu. So nah, dass er ihren Atem spüren kann, obwohl sie viel kleiner ist als er. Dann reibt sie sanft mit ihren warmen Händen seinen Rücken, ganz vorsichtig erst. Sie wagt ihn kaum zu berühren. Erst als ihr klar ist, dass er sie nicht zurückstößt, erlaubt sie ihren Händen unter sein Shirt zu kriechen. * Er kennt diese Stimmung. Er kennt sie sogar sehr gut, ist aber jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn sie ihn überkommt. Nein, nicht überkommt. Vielmehr überfällt. Noch besser: befällt. Wie ein Virus. Im Laufe der Zeit hat er es aufgegeben dagegen zu steuern. Manchmal passiert es im Stadion, wenn er einer von 40.000 ist, die Zeuge eines unglaublichen Spiels werden, weil ihre Mannschaft vielleicht einen 0:3-Rückstand in ein 4:3 verwandelt hat. Dann steht er auch nur stumm und vermutlich mit offenem Mund (es würde ihn auch nicht wundern, wenn ihm ein Rinnsal Spucke den Mundwinkel hinablaufen würde) in der tosenden Kurve und ist schier fassungslos. Überfordert. Überwältigt von den Gefühlen, die auf ihn einstürzen und ihn gefrieren lassen. Vielleicht fiele ihm ein Arm oder ein Ohr ab, wenn man ihn in so einem Moment schütteln würde. Jetzt ist es wieder so. Er spürt ihren Unterleib, der sich gegen seinen Hintern ...
     drängelt, die warmen Hände unter seinem Shirt, die noch unsicher sind, dabei aber keinesfalls tapsig, sondern neugierig und forsch. Er starrt auf das Dach gegenüber, bis sein Blick verschwimmt. Er könnte nicht sagen, welche Farbe die Ziegel haben. Als ihre Fingerspitzen die empfindliche Stelle neben seinem Bauchnabel berühren, schüttelt er sich unter einem Schauer. Er ist woanders. In sich. Und während er irgendwo hinschaut, ohne etwas zu sehen, betrachtet er sich von außen. "Alles in Ordnung?", fragt sie und verharrt. Langsam wird sein Blick wieder scharf. Da sitzt eine Taube auf dem Schornstein. Mit ihren Augen hat er sich grad noch gesehen. Das Dach ist anthrazitfarben. "Alles bestens", sagt er. Und weil er unbedingt wieder Kontakt mit dem Hier und Jetzt haben muss, führt er seine Arme nach hinten und legt seine Hände auf ihren Hintern. Er gräbt seine Finger in ihr Fleisch, knetet es, drückt darin herum, als sei es die einzige Verbindung zur Realität. "Jetzt hab ich's", sagt sie. "Sie sind Bäcker. Ein schöner Beruf. Aber jetzt haben Sie Feierabend, und mein Hintern ist kein Teig." Ihre Hände bewegen sich wieder, eine streichelt über seine Brustwarze, die andere zieht seinen Gürtel aus der Schnalle. Er nimmt die Hand, küsst sie und dreht sich um. "Ich weiß", sagt er leise, ihre Hand noch immer vor seinem Mund. "Als guter Bäcker weiß ich natürlich, woher der Teig kommt. Ich hatte ihn noch nie gesiebt." Ihr erster Kuss ist wild. Nass. Mit Zungen wie ein Sturm. Ihre Hände wissen ...
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