genossen das neue Vierergespann. Wir tranken Rotwein und tanzten zur Radiomusik. Und ließen dann, wenn es uns gerade überkam, allen Wonnesüchten die Zügel schießen. Spielten Ehebruch - Elena mit Óliver vor ihrem Mann, Miguel auf mir vor seiner Frau. Manchmal auch gleich dort, wo wir eben noch in paradiesischer Hüllenlosigkeit getanzt hatten, auf dem Teppich im Viereck gelagert, mit saugenden Mündern jeder am aufgeheizten Lustdorn des anderen. Zwei Tage lang das reinste Bacchanal! Ich lebte mich zum ersten Mal wieder in Freiheit restlos aus. Schlürfte den Trank schrankenloser Lust wie eine Verdurstende nach einem langen Marsch durch eine Wüste, in der es nur die spärlich gesäten Oasen gelegentlicher Seitensprünge gegeben hatte. Und für die beiden Orgiasten Elena und Miguel stellten die Bettspiele mit mir und Óliver einen neuen Reizpol dar, um den ihre Begierden unermüdlich rotierten. Ein Hexentanz! Doch hinter jedem Gipfel kommt, mehr oder minder abschüssig, der Abstieg. Für mich wurde es eine beängstigende Schussfahrt aus den Wolken aller Illusionen in die Unwetterzonen des Alltags, als Miguel am Montagnachmittag kleinlaut aus dem Büro mit der Nachricht heimkehrte, Álvarez de Toledo sei plötzlich verreist. Er käme erst in vierzehn Tagen wieder. Erstes Fiasko! Diese Karte stach also nicht. Zweites Fiasko, als ich nachmittags in der Hoffnung, dass es auch ohne Álvarez de Toledo gehen könnte, kurzerhand Montcada anrief. Eine spröde Sekretärinnen-Stimme teilte mit, er käme erst ...
in vier Wochen zurück. In welcher Angelegenheit - und ob es dringend sei - vielleicht per eMail wäre ein Kontakt möglich. Ich hängte ein. Ich blödes Kind, dass ich angenommen hatte, jetzt im Sommer säßen die Leute auf ihren Hintern und warteten auf mich! Bei Álvarez de Toledo vierzehn Tage (wenn es stimmte und er nicht überhaupt nur kalte Füße bekommen hatte!). Bei Montcada ein Monat - und der Fälligkeitstermin drängte, wie Miguel inzwischen erkundet hatte. Montcadas Verwaltungsapparat würde auch in dessen Abwesenheit unerbittlich anlaufen, wenn Onkel Hugo die Wechsel nicht rechtzeitig einlöste! Woran niemand so recht glaubte, als wir uns abends zu viert zu einer Beratung zusammensetzten. Aber es ergab sich nichts Gescheites. Pleite auf der ganzen Linie! Der graue Dunst trister Hoffnungslosigkeit, mit dem die so hochgemut angesteuerte Woche begonnen hatte, hellte sich dann auch am Dienstag nicht auf. Zwar verkündete Óliver, freudestrahlend sein Handy mit einer SMS schwenkend, beim Abendessen, seine beiden Freunde mit dem VW-Bus seien eingetroffen. Aber ich winkte nur müde ab. „Dann fahr los!" Wenigstens einer, der sich auf etwas freuen konnte! Ich hatte alle Freude an weiteren Lustbarkeiten verloren. „Ich werde mir inzwischen eine Stelle in irgendeinem Büro besorgen..." Doch Óliver blickte mich über den Tisch hinweg plötzlich sinnend an. „Warum eigentlich so rasch?" Jugendlich unbekümmert und mit den Lebensnöten noch unvertraut, schüttelte er verwundert den Kopf. Unvermutet ...