Gesichtsausdruck nach schien sie diesen vermaledeiten Tanz tatsächlich verdrängt zu haben. Heroisch beschloss Leandro, seiner kleinen Schwester tapfer aus der Patsche zu helfen. »Verzeih, Mutter.« Mutig trat er aus den Schatten des Zwischengangs und lächelte seine Mutter entschuldigend an. »Ich hatte Salomée gebeten, mir kurz auszuhelfen.« »Und wobei?« Sie musterte ihren Sohn skeptisch, während er, um Antwort verlegen, zartrosa anlief. Was sollte er darauf auch erwidern?‚Meine liebste Mutter, ich hoffe, du verstehst, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, deine Tochter hart durchzuficken, während du ihr ausnahmsweise mal zwei Sekunden Privatsphäre gegönnt hast'? Doch ehe er eine Ausrede zurecht stammeln konnte, hatte sie schon abgewinkt. »Das ist jetzt unwichtig. Komm endlich, Salomée! Bevor ihn dir eine Andere wegschnappt.« Genau darauf hatte Salomée insgeheimlich spekuliert. Sie tauschte einen verzweifelten Blick mit ihrem Bruder, der nonchalant zurück grinste. ‚Das ist jetzt dein Problem, Schwesterchen', schien sein Blick ihr zu sagen. Empört wollte Salomée nach Luft schnappen, aber da hatte ihre Mutter sie schon untergehakt und eilig mit sich mitgezerrt. Leandro sah ihr halb amüsiert, halb bedauernd nach. Hernanda war auf Bräutigamschau für Salomée und machte dabei keinen Hehl aus ihrem Wunschschwiegersohn: Zorion Vasquez García, Alleinerbe des lateinamerikanischen Imperiums der Holzgroßhändler und aufgrund dessen der begehrteste Junggeselle der südlichen Hemisphäre. ...
Dessen Vater Juan feierte an diesem Abend im großen Stil seine Verlobung mit seiner blondgelockten, blauäugigen Sekretärin Xiomena de las Vergas, zu der man halb Venezuela eingeladen hatte. Wie es der glückliche Zufall wollte, gehörte auch Hernanda zu den Eingeladenen und sie hatte nicht lange gezögert, ihre Sprösslinge mitzuschleifen auf diese Feier der Reichen, Schönen ... und eben zufällig Eingeladenen. Die potentielle Ehefrau Nummer #07 von Juan war unbestritten die schönste Frau im ganzen Saal. Sie war locker fünfundzwanzig Jahre jünger als ihr Verlobter und damit im selben Alter wie dessen Sohn Zorion -- was auch dem nicht lange verborgen geblieben war, seinen Blicken nach zu urteilen, mit denen er die junge Frau im engen Abendkleid nahezu verschlang. Wenn er sich noch länger unbehelligt wähnte, würde er nicht mehr lange brauchen, bis er sich zu ausgesprochenen Dummheiten hinreißen ließe ... Entschlossen schob Hernanda ihre Tochter auf den Jungunternehmer zu. »Mutter!«, wisperte Salomée im Anflug von Verzweiflung. »Ich glaube nicht, dass er Interesse an mir hat.« »Das wissen wir erst, nachdem du mit ihm getanzt hast«, gab Hernanda unbeeindruckt zurück. »Jetzt geh, bevor dir eine Andere zuvorkommt!« Sie gab ihrer Tochter einen Schubs nach vorn, woraufhin diese auf ihren Absätzen ins Straucheln geriet. Reflexartig griff sie nach dem erstbesten Halt, der sich ihr anbot. Ironischerweise war das niemand Geringeres als das Objekt von Hernandas verheiratungswütiger Begierde ...